Pressemitteilung
„Agroindustrielle Tierhaltung ist wesentliche Brutstätte für antibiotikaresistente Keime“
Über die Gefahren der Massentierhaltung und die steigende Zahl von Antibiotikaresistenzen sprach Angelika Demmerschmidt, Referentin für Kommunikation und Medien des Europaabgeordneten Prof. Dr. Klaus Buchner (Mitglied des Europäischen Parlaments für die Ökologisch-Demokratische Partei, ÖDP), bei ihrem Vortrag am 23. August in Eichstätt beim Gutmann.
So führt die breite Anwendung von Antibiotika in der industriellen Massentierhaltung zu einer steigenden Zahl von multiresistenten Keimen, den sogenannten Krankenhauskeimen (MRSA – Methicillin resistenter Staphylococcus aureus). „Multiresistente Keime aus der Landwirtschaft werden in Besorgnis erregendem Ausmaß auf den Menschen übertragen. Dadurch werden unsere Antibiotika zunehmend wirkungslos“, so Demmerschmidt.
Jedes Jahr sterben weltweit – in steigendem Maße – Menschen an Infektionen, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Wenn gegen diesen Umstand nicht schnellstens etwa unternommen wird, könnten nach einer Studie des Universitätsklinikums Berliner Charité im Jahr 2050 weltweit mehr Menschen an Antibiotikaresistenzen sterben als an Krebs. Das wäre die Rückkehr ins medizinische Mittelalter. „In der Massentierhaltung werden große Mengen Antibiotika vorbeugend eingesetzt. Wegen der nicht artgerechten Tierhaltung würden die Tiere ansonsten krank werden. Die dadurch entstehenden multiresistenten Keime gelangen über die Gülle auf die Felder und damit auch ins Grundwasser“, klärte die Referentin auf. Ein Mensch, der mit dem Keim besiedelt ist, zeigt in der Regel keine Krankheitssymptome. Überträgt er jedoch diesen Keim auf einen kranken oder geschwächten Menschen (überwiegend im Krankenhaus oder anderen medizinischen Einrichtungen), führen solche Infektionen immer häufiger zu Multiorganversagen mit Todesfolge. Doch die verantwortlichen Politiker verschließen die Augen und unternehmen viel zu wenig. Viele aus Ahnungslosigkeit, viele vor allem aus Gründen des wirtschaftlichen Profits in ihrer Region und aus Sorge um die Arbeitsplätze. „Mitteilungen, nach denen der Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft verringert wurde, sind irreführend. Es werden von den Tierärzten zwar geringfügig weniger Tonnen Antibiotika verschrieben, dafür setzen sie nun aber hochwirksame Breitband-Antibiotika ein, welche viel stärker wirken“, betonte die Referentin. Demmerschmidt wies auf die Warnungen des Europaabgeordneten hin, dass durch die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA weitere Millionen Tonnen billiges Massenfleisch aus industrialisierter Tierhaltung auf den europäischen Markt kämen. Wie die jüngsten Enthüllungen der TTIP-Verhandlungspapiere zeigen, wollen die USA auch Gen- und Hormonfleisch in die EU exportieren.
Die Referentin unterstrich, dass Prof. Buchner ein Umdenken in Politik und Gesellschaft fordert. „Wir müssen wegkommen von der industriellen Landwirtschaft. Als Sofortmaßnahme muss es ein Verbot von Reserve-Antibiotika in der industriellen Massentierhaltung geben. Es dürfen keine Antibiotika vorbeugend an gesunde Tiere verabreicht werden. Stattdessen müssen wir zurückkehren zu einer artgerechten Tierhaltung auf Weiden. Die Förderung von Großmastanlagen muss eingestellt werden.
"Letztendlich muss die Massentierhaltung in ihrer jetzigen Form abgeschafft werden.“, forderte Demmerschmidt.
Angelika Demmerschmidt ist Referentin für Kommunikation und Medien des ÖDP-Europaabgeordneten Prof. Dr. Klaus Buchner und leitet die Kampagne „Klaus graust’s“ gegen Massentierhaltung und multiresistente Keime.
Prof. Dr. Klaus Buchner war von 2003 bis 2010 Bundesvorsitzender der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). Bei der Europawahl im Mai 2014 wurde der Münchner ins Europäische Parlament gewählt. Er ist dort Mitglied der Fraktion "Grüne/Europäische Freie Allianz".
Im Anschluss des Vortrags kam es zu einer kontroversen Diskussion. Die Landwirtschaft war im Publikum vertreten und zeigte ihren Standpunkt auf. Die Zeit reichte aber für den Redebedarf bei weitem nicht aus. Daher erwägt die Vorstandschaft der ÖDP Eichstätt das Gespräch mit den Landwirten weiter zu suchen. In diesem Zusammenhang will die ÖDP Betriebsbesichtigungen konventioneller und biologischer Landwirte im Landkreis organisieren. Die Termine hierfür werden in der Presse bekanntgegeben.