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Pressemitteilung

Eltern sollten ohne finanzielle Zwänge wählen können

Leserbrief zum Artikel: „Es ist vollbracht“ (EK 10./11. November 2012, Seite 4)

Als Mutter einer 15 Monate alten Tochter verfolge ich interessiert die Debatte über das Betreuungsgeld der CSU. Es sei eine „Mogelpackung“, sagt die Diakonie Deutschland. Kinder, die keine Krippe besuchten, seien benachteiligt. Scheinbar ist dieser Organisation-wie vielen anderen-nicht bewusst, dass es beim Ausbau der Krippen in ganz Europa nicht um die Bedürfnisse und die Entwicklung der Kinder geht, sondern um die Steigerung der Zahl an Erwerbstätigen – es geht hier um wirtschaftliche Interessen und um Profitsteigerung!
Im Artikel „Kinder brauchen Freiräume“ im EK vom 09.11.2012 plädiert Hirnforscher Gerald Hüther dafür, dass Eltern sich mehr Zeit für ihre Kinder nehmen sollten. Er sagt ganz deutlich, dass in den Kleinkindjahren die enge Bindung an eine Bezugsperson wichtiger ist als „Frühförderung“. Der bekannte Kinderpsychologe Steve Biddulph, Autor von „Das Geheimnis glücklicher Kinder“, sagt dazu in seinem Buch: „Wer erzieht Ihr Kind?“: „In der Krippe erfährt das Kind keine enge, liebevolle Bindung. (…) Es lernt, sich anzupassen und zurückzustecken. Es lernt, darum zu kämpfen die Nummer eins zu sein.“ Somit, meint er, wird es gut trainiert für die globale Wirtschaft. Laut Hüther kann man mit allen Frühförderprogrammen meist nur kurzfristige Effekte erzielen: „Für die Entwicklung des Gehirns ist Langeweile wesentlich besser als gut gemeinte Frühförderung“, sagt Hüther. Er fordert einen Betreuungsschlüssel von 1:5 für Kinder unter 3 Jahren – viele Bindungsforscher sprechen sogar von 1:3. Der bekannte Familientherapeut und Bestsellerautor Jesper Juul fordert in „Wem gehören unsere Kinder? Dem Staat, den Eltern oder sich selbst?“ eine dramatische Verbesserung der Qualität der Kinderkrippen. In der Krippendiskussion dagegen geht es immer nur um Quantität!
Der 8. Familienbericht der Bundesregierung vom März 2012 zitiert Studien und Analysen, denen zufolge Kinder aus niedrigen sozioökonomischen Schichten vom Aufenthalt in Kinderkrippen wirklich profitieren, sofern diese von guter Qualität sind. Bei Kindern der Mittel- und Oberschicht hingegen konnte die Betreuung in der Kita nicht mit den familiären Bildungsanregungen mithalten.
Es wird immer so getan, als ob sich alle Mütter wünschen würden, ihr Kind möglichst früh in eine Krippe geben zu können. Verschwiegen wird, dass viele Mütter aus finanziellen Gründen arbeiten gehen müssen oder weil sie sonst ihren Posten verlieren würden. Steve Biddulph sagt: „Wenn Eltern gezwungen sind, ihr Kind in eine Krippe zu geben, gezwungen sind zu arbeiten, dann ist das eine nationale Schande. Alle Eltern sollten das Recht haben, in den wertvollsten Jahren auch Eltern zu sein.“
Für mich ist das Betreuungsgeld ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist aber eine Mogelpackung, weil es suggeriert, dass die CSU die Erziehungsarbeit in den Familien anerkennt. Aber reichen 150 € aus, um auf ein zweites Einkommen verzichten zu können? Bei 40 Wochenarbeitsstunden beispielsweise würde eine Frau weniger als 1 € Stundenlohn erhalten. Von Wertschätzung der Arbeit einer Mutter kann da wirklich keine Rede sein! Was bezweckt die CSU also mit dem Betreuungsgeld wirklich?
Eltern, die ihr Kind in die Krippe geben, haben große finanzielle Vorteile: Jeder Krippenplatz wird vom Staat mit ca. € 1000 subventioniert, so dass sich „arbeiten gehen“ sehr positiv auf den Geldbeutel auswirkt.
Ein sozialversicherungspflichtiges Erziehungsgehalt von € 1000, wie es die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) und die Familienpartei vorschlagen, würde die Erziehungsarbeit der Eltern würdigen, Rentenansprüche sichern, Alleinerziehende vor Hartz IV bewahren und Krippensubventionen ersetzen. Es würde den Eltern das von Jesper Juul geforderte Selbstbestimmungsrecht zurückgeben. Eltern sollten ohne finanzielle Zwänge selbst entscheiden können, ob sie ihr Kind selbst betreuen, eine Tagesmutter, eine gute Krippe oder auch nur stundenweise Babysitter nutzen wollen.
Elisabeth Loderer

Wellheim-Biesenhard

Erschienen am 29.11.2012 im Eichstätter Kurier, Lokalteil mit zusätzlichem Foto.

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