Pressemitteilung
„Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft – ein globales Wirtschaftsmodell“
Ist eine "Wirtschaft ohne Wachstumszwang" möglich?
Zum Vortrag „Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft – ein globales Wirtschaftsmodell“ hatte der Eichstätter Kreisverband der Ökologisch-Demokratischen Partei (ödp) in die „Kleine Welt“ in Eitensheim eingeladen. Der Referent Günther Brendle-Behnisch aus Heilsbronn ist der Hauptautor des Buches „Wirtschaft ohne Wachstumszwang“. Darin zeigt er auf, wie das Wirtschaftsmodell der Ökologisch-Sozialen Marktwirtschaft sich zur Bewältigung der aktuellen Krisen eignet.
Zu Beginn erinnerte Brendle-Behnisch an die aktuellen Krisen: Klimawandel, Artensterben und Ressourcenverknappung bedrohen unsere Zukunft. Er folgerte daraus: Die Umwelt muss Vorrang haben vor wirtschaftlichen Interessen. Daneben fordert er: „Alle Menschen haben ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben! Wir brauchen eine Wirtschaftsordnung, die weder auf Kosten der Menschen anderer Länder noch auf Kosten zukünftiger Generationen agiert!“ Ein funktionierendes Ökosystem sei die Grundlage für eine funktionsfähige Wirtschafts- und Sozialpolitik und müsse daher Priorität haben. Auch das Soziale, also der Mensch, sei wichtiger als die Wirtschaft. Die aktuell vorherrschende „Soziale Marktwirtschaft“ habe den Anteil des „Sozialen“ jedoch weitgehend eingebüßt. Eine „freie“ Wirtschaft aber lasse sich von Macht- und Gewinnstreben leiten. Deshalb müsse sie auf ökologische und soziale Standards verpflichtet werden. Das Wirtschaftswachstum müsse begrenzt werden, da auch unser Planet und somit unsere Lebensgrundlagen begrenzt seien. Wirtschaftswachstum gehe immer auf Kosten anderer: Der dritten Welt, des Sozialstaats, der Natur und Umwelt und auf Kosten unserer Zukunft, des Lebens unserer Kinder und Enkel. Der neoliberale Grundsatz der Wirtschaft „Wachse oder Weiche“ habe sich für viele gewandelt in: „Wachse und dann Weiche“ und führe so zum Existenzkampf. Qualität und angemessene Preise erlaubten aber schon jetzt Unternehmen aus dem Teufelskreis zu entkommen. So hätten beispielsweise viele Bauern den Kampf um mehr Wachstum bereits verloren. Wer auf Bio umstellte und faire Preise bekam, überlebte hingegen. Dem Wachstumszwang stellte der pensionierte evangelischer Pfarrer das Konzept der ökologisch-sozialen Marktwirtschaft gegenüber: Statt Gewinnmaximierung und Wachstumswahn werde hier das Gemeinwohl und umweltgerechtes Wirtschaften in den Mittelpunkt gerückt. Brendle-Behnisch setzte dabei ganz auf das System der Gemeinwohlökonomie (GWÖ) und zeigte an Beispielen auf, wie die GWÖ bei der Transformation der Wirtschaft zur Umwelt- und Gemeinwohlorientierung helfen könne.
Oberste Maxime einer Ökologisch-Sozialen Marktwirtschaft sei neben der Gemeinwohlökonomie die dauerhafte Erhaltung von Natur, Umweltschutz und der Artenvielfall, sowie die Schonung der Ressourcen. Die Wirtschaft müsse wieder reguliert werden. Das Wachstum auf ein umweltverträgliches Maß begrenzt: Nur was der Planet dauerhaft hergebe, dürfe verbraucht werden. Auch das außer Kontrolle geratene Finanz- und Bankwesen brauche wieder mehr Regeln: So forderte der Referent u.a. das Trennbankensystem wieder einzuführen: Also die Trennung von Investment- und Geschäftsbanken/ Sparkassen. Unter Bezugnahme auf die „Modern Monetary Theory“ (MMT) forderte der Wirtschaftsexperte eine antizyklische Wirtschafts- und Finanzpolitik: „Jetzt muss investiert werden, und zwar in die Infrastruktur und für die allgemeine Daseinsvorsorge. Dies wirke nicht inflationär, sondern schaffe Realwerte und helfe unserem immer mehr ausgehöhlten Sozialwesen und der Wirtschaft.
Daneben sei auch ein Umdenken des Begriffs „Wohlstand“ gefragt. Statt einem „immer mehr an Gütern“ sei eine Erhöhung der sozialen Lebensqualität (soziale Kontakte, Ehrenamt) zielführend. In einer Zeit der Ressourcenverknappung sei das Umsteuern von einer Wegwerfgesellschaft hin zu nachhaltigen Produkten notwendig, die sich unter anderem auch reparieren ließen. Verhaltensänderungen in der Bevölkerung müssten mit finanziellen Anreizen verbunden sein. Hoffnungsvoll stimme aber eine repräsentative Umfrage in 131 Staaten: Sie habe ergeben, dass 70% der Menschen weltweit für Maßnahmen zur Klimarettung sofort bereit wären, Verzicht zu üben.
Der Referent schloss mit dem berühmten Zitat von Gandhi, das so aktuell sei wie nie zuvor und die Ziele der Ökologisch-Sozialen Marktwirtschaft exakt treffe: „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier!“ Im Anschluss folgte eine angeregte Diskussion, in der die Informationen nochmals vertieft wurden.